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02.04.2018

ECHO-Nominierung von Kollegah / Farid Bang: Auschwitz-Überlebende sind entsetzt

 
 
IAK Signet

 

 

 

Auschwitz-Überlebende im Internationalen Auschwitz Komitee sind entsetzt über die Nominierung des Rap-Duos Kollegah/Farid Bang zum Deutschen Musikpreis ECHO, in deren Texten immer wieder Hass- und Gewaltphantasien zu finden sind.

Hierzu betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees:

"Besonders empört die Auschwitz-Überlebenden der Titel 0815 des Rap-Duos Kollegah und Farid Bang, in dem in einer herzlosen, schäbigen und darüberhinaus kaltschnäuzig kalkulierten Weise das Leiden der Menschen in Auschwitz herabgewürdigt und antisemitische Stimmungen befördert werden. Die Überlebenden empfinden besonders die Textzeile "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" nicht nur als roh und würdelos, sondern als verachtend ihnen und ihren ermordeten Angehörigen gegenüber: Auschwitz als billige Provokation, aus Sensationsgier als Verkaufstrick und Ego-Kick missbraucht.

Mitgefühl und Empathie sind der Welt des Battle-Rap offenbar fremd. Sie steigern auch keine Verkaufszahlen. Offensichtlich wissen die Sänger nicht viel über Auschwitz. Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die selber als junge Frau Häftling im Mädchenorchester in Birkenau war und heute mit der Rap-Gruppe Microphone Mafia ebenfalls Konzerte gibt, ist gerne bereit den Sängern und den Besuchern der ECHO-Verleihung über ihre Erinnerungen aus Auschwitz zu erzählen und auch zu erklären, warum solche Texte alle Menschen beleidigen, die ein Leid mit sich tragen, ob aus Auschwitz oder durch einen Terroranschlag beim Weihnachtsmarkt. Und warum solche Texte eine Welt lächerlich machen, in der Mitleid noch eine Kategorie ist, die Menschen für Menschen übrig haben."