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03.02.2020

Vorschlag aus Polen: Friedensnobelpreis für Marian Turski

 
 
Marian Turski © Boris Buchholz

 

 

 

In Polen ist nach der Rede des Auschwitz-Überlebenden Marian Turski zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 2020 eine Initiative entstanden, die vorschlägt, den 93 jährigen Auschwitz-Überlebenden und Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees mit dem Friedensnobelpreis 2020 auszuzeichnen.

In seiner weltweit zitierten aufrüttelnden und berührenden Rede hatte sich Turski während der zentralen Gedenkfeierlichkeit in Auschwitz besonders an die jüngeren Generationen gewandt und geschildert, wie Auschwitz "nicht vom Himmel gefallen sei" sondern in einzelnen Schritten der Demütigung, Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Familien unter den Augen einer gleichgültigen Mehrheit vorbereitet worden war.

Seine Rede, in der er auch die gegenwärtige politische Situation des weltweit wachsenden antisemitischen und rechtsextremen Hasses streifte, beendete Turski mit dem Appell eines 11. Gebotes, das er aus den Erfahrungen der Auschwitz-Überlebenden heraus  besonders an die jungen Menschen in aller Welt richtete: "Du sollst nicht gleichgültig sein!"

Marian Turski, bis heute in Polen als Journalist tätig und als Mitbegründer des Museum zu Geschichte der Juden in Polen bekannt, ist in den letzten Jahrzehnten bei Zeitzeugengesprächen in vielen Ländern Europas präsent gewesen und hat besonders das Gespräch mit jungen Menschen gesucht. 2019 hatte Turski zum Holocaust-Gedenktag vor den Vereinten Nationen in New York gesprochen.

Zum Vorschlag, Marian Turski mit dem Friedensnobelpreis 2020 auszuzeichnen, betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

"In einer historischen Stunde hat Marian Turski mit seiner Rede der Welt und den in Auschwitz versammelten Staatenlenkern noch einmal den Spiegel vorgehalten. Angesichts des ungenierten Rechtspopulismus und des überall wachsenden Antisemitismus und rechtsextremen Hasses hat er mit seiner Forderung des 11. Gebotes ‚Du sollst nicht gleichgültig sein‘ die aktuelle Bedrohung der Demokratien beschrieben und die jungen Generationen in Europa zum Engagement für ihre Zukunft ermutigt. Turskis Rede wird als eine der großen Reden eines Auschwitz-Gezeichneten in die Menschheitsgeschichte eingehen. Seine Worte und sein Wirken symbolisieren das Engagement und das Vermächtnis der Überlebenden von Auschwitz. Das Internationale Auschwitz Komitee wird den polnischen Vorschlag breit unterstützen."