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Antisemitismus / Reaktionen auf Echo-Verleihung: Wehrhafte Demokratie und die Klarheit des Grundgesetzes verteidigen

Überlebende von Auschwitz sind dankbar und ermutigt von der vielfältigen Reaktion der Empörung und Solidarität angesichts der Echo-Verleihung an das Antisemiten-Rap-Duo Kollegah / Farid Bang mit ihrem menschenverachtenden Satz nicht nur gegenüber den ehemaligen Auschwitz-Häftlingen, die besonders in der Rückgabe der Echo-Statuen durch immer mehr Künstler deutlich wird.

Offensichtlich ist durch diese Echo-Verleihung die latente Überziehung junger Menschen  durch stupide Hass-, Gewalt- und Aggressionsbotschaften fragwürdiger Vorbilder besonders ins Bewusstsein gerückt und auch als ein Problem erkannt worden, an was wir uns offensichtlich längst gewöhnt haben.

Hierzu betonte während eines Aufenthaltes mit deutschen und polnischen Jugendlichen in der Gedenkstätte Auschwitz Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

"Es wäre für die Auschwitz-Überlebenden dennoch ganz falsch, die jetzt geführte Debatte weiterhin ausschließlich auf den Echo zu fokussieren. Das, was uns allen angesichts dieser hyperkommerzialisierten Desaster-Veranstaltung deutlich geworden ist, ist vor allem ein Echo darauf, was in unserer Gesellschaft insgesamt falsch läuft und was uns im Blick auf eine partielle Verrohung, auf Aggressivität und militante Hassgesänge längst hätte aufstören müssen. Wo reagiert die Gesellschaft, die Medienindustrie, wo schlafen die juristisch Verantwortlichen, die entsprechenden Prüfstellen?

Der Hass gegenüber Juden, der sich aktuell auch auf deutschen Schulhöfen austobt, die Diskriminierung anderer Schüler durch aggressive und medial hochgeputschte Kids, ist ein überdeutliches Signal, dass in unserer Gesellschaft über dieses Phänomen breit nachgedacht und gehandelt werden muss. Zur Analyse der entstandenen Situation gehört vor allem das Prinzip Null Toleranz, das offensichtlich aus Gründen der Verunsicherung und der Bequemlichkeit in vielen  Zusammenhängen längst aufgegeben worden ist. Wenn unsere Gesellschaft die wehrhafte und vielfältige Demokratie auf der Basis des Grundgesetzes leben will, dann ist der Skandal dieser Echo-Verleihung ein dringend notwendiges Signal gewesen, Antisemitismus, Intoleranz und Hassgesänge unter dem Diktum der künstlerischen Freiheit nicht mehr so einfach hinzunehmen und auch noch kommerziell zu protegieren. Wenn in Deutschland in zukünftigen Jahren Christen, Juden und Muslime friedlich miteinander leben wollen, dann ist es jetzt dringend an der Zeit, die wehrhafte Demokratie und die Klarheit des Grundgesetzes zu verteidigen und vor allem gemeinsam darüber nachzudenken, welche pädagogischen, medialen und politischen Strategien hierzu gemeinsam entwickelt werden müssen."