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Auschwitz-Überlebende fordern die Offenlegung aller Akten zum NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner in Deutschland

Morgen findet beim Oberverwaltungsgericht in Münster ein Berufungsprozess statt, in dem ein Journalist erreichen will, dass der deutsche Verfassungsschutz endlich die vorhandenen Akten zu dem NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner offenlegt.

Schon seit 2012 bemüht sich dieser Journalist durch  Einsichtnahme in die beim Verfassungsschutz vorhandenen Akten, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, warum Brunner sich lebenslang seiner Verhaftung und seinem Prozess entziehen konnte und welche Helfershelfer und welche "offiziellen" Kanäle ihm 1954 geholfen haben, sich aus Deutschland nach Damaskus abzusetzen. Brunner soll nach dem Jahr 2000 in Damaskus gestorben sein, wo er unbehelligt gelebt hat und sich auch immer wieder öffentlich zu seiner blutrünstigen Rolle bei der Ermordung der europäischen Juden als einer der wichtigsten Mitarbeiter Adolf Eichmanns gerühmt hat: Sein 1984 einer deutschen Illustrierten gegebenes Interview druckte das Blatt wegen der mordwütigen antisemitischen Ausfälle nur in Teilen: Bis zum Ende seines Lebens war Brunner ein unbelehrbarer Antisemit und mörderischer Hasser allen jüdischen Lebens.

Hierzu betonte Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees in Berlin:

"Die blutige Spur dieses Schreibtischmörders und Henkers zieht sich von Wien über Berlin, Saloniki in Griechenland, Paris und Südfrankreich bis nach Sered in der Slowakei, von wo aus er noch im Herbst 1944 12 000 Menschen nach Auschwitz deportieren ließ. Vorher hatte er in der Zeit vom 20. bis zum 24. Juli in Paris  1327 jüdische Kinder der Deportation in die Vernichtungslager der Nazis zugeführt. Darüberhinaus war Brunner einer der gierigsten Nazimörder, die sich am Besitz der Ermordeten bereicherten.

Bis 1954 hat er unter falschem Namen in Deutschland gelebt. Kurz vor seiner Enttarnung hat Brunner sich mit Hilfe von anderen nach Damaskus absetzen können. Die Überlebenden von Auschwitz haben ein dringendes Interesse daran, dass in Deutschland befindliche Akten zu seiner Person, die sich im Besitz staatlicher Institutionen befinden, schnellstens offengelegt werden. Es ist ein Skandal, dass der Verfassungsschutz sich mit der Verweigerung der Offenlegung der Akten de facto noch immer vor diesen Massenmörder stellt. Und natürlich haben die Überlebenden ein äußerst dringendes Interesse daran zu erfahren, in welche offiziellen Nachkriegsstrukturen alter Naziseilschaften in Deutschland Brunner eingebunden war, die ihm die Flucht nach Syrien ermöglicht und über viele Jahrzehnte in Damaskus unterstützt haben."