IAK :: Erinnern an gestern, Verantwortung für morgen

Stauffenbergstraße 13/14
10785 Berlin
Deutschland

Telefon:
Telefax:

URI: https://www.auschwitz.info/

Service-Navigation:
 
 
 
 
Signet des IAK

IAK kritisiert Staatsanwaltschaft Weiden

Seit gestern (25. Februar) vernehmen Polizeibehörden in Budapest jüdisch-ungarische Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Diese Vernehmungen werden im Rahmen eines Rechtshilfeersuchens der Staatsanwaltschaft Weiden/Oberpfalz zur Vorbereitung des eventuellen Prozesses gegen den ehemaligen SS-Wachmann von Auschwitz Johann B. durchgeführt. Schon die Einvernahme durch die ungarischen Behörden belastet die hoch betagten Überlebenden gerade in der gegenwärtigen politischen Situation in Ungarn, die von wachsendem Antisemitismus geprägt ist. Dass darüber hinaus der von ihnen ausgewählte Anwalt ihres Vertrauens, der deutsche Rechtsanwalt Thomas Walther, an den Vernehmungen nach neuerem ungarischen Recht nicht teilnehmen darf und des Polizeigebäudes verweisen wurde, irritiert und verstört sie zusätzlich.

Rechtsanwalt Walther hat die Zeugen des Massenmordes in Auschwitz mit Hilfe des Internationalen Auschwitz Komitees motiviert, als Nebenkläger im Prozess aufzutreten. Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des IAK: „Wir fordern die Staatsanwaltschaft Weiden dringend dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Zeugen des Verfahrens – wie bei anderen Prozessen – in Deutschland zu dem Prozess hinzu geladen, als Zeugen gehört und entsprechend ihrer körperlichen und seelischen Verfassung betreut werden. Die Überlebenden haben Jahrzehnte auf diesen Akt der späten Gerechtigkeit gewartet. “

Gegen den Auschwitz-Wachmann Johann B. laufen derzeit in Deutschland Ermittlungen wegen NS-Verbrechen. Als die Züge mit den aus ganz Europa deportierten Juden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau eintrafen, soll er auch Dienst an der Rampe gehabt haben. Von dort aus wurden die meisten Juden sofort in die Gaskammern geschickt und ermordet. Er habe einen „wesentlichen Tatbeitrag“ zum Mord an mindestens 344 000 Menschen geleistet, sagen die Ermittler von der Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, die ihren Bericht der Staatsanwaltschaft im bayerischen Weiden übergeben haben. Der 87-jährige Johann B. flüchtete nach dem Krieg in die USA und lebt heute in Philadelphia.