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Stutthof-Prozess in Münster: Die Täter sind der jungen Generation in Deutschland die Wahrheit über die Geschichte schuldig

Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager im Internationalen Auschwitz Komitee begrüßen ausdrücklich den morgen in Münster beginnenden Prozess gegen einen ehemaligen SS-Wachmann des Konzentrationslagers Stutthof.

Hierzu betonte während eines Aufenthaltes in Bremen Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

"Wir danken insbesondere den Überlebenden des Lagers und ihren Angehörigen für den Mut und die Entschlossenheit, in Münster als Nebenkläger auszusagen. Dies werden schmerzliche Tage für sie alle. Sie haben so wie alle Überlebenden unendlich lange auf die deutsche Justiz und auf die Gerechtigkeit warten mussten. Doch auch dieser Prozess ist für Deutschland und ganz besonders für die jungen Menschen in Deutschland eine Chance: Nämlich von dem Angeklagten zu erfahren, wie er als junger Mensch in die Wachmannschaft der SS hineingeraten ist und mit welchen Menschen, Bildern und Ereignissen er in Stutthof konfrontiert und an welchen Verbrechen er beteiligt war. Die Aussage des Rechtsanwaltes des Angeklagten, sein Mandant wolle aussagen, läßt hoffen: Zu lange und zu feige haben SS-Angehörige im Nachkriegsdeutschland ihre Verbrechen in ihrem Schweigen und im Desinteresse der anderen verbergen können. Sie sind so der jungen Generation in Deutschland die Wahrheit über die Geschichte schuldig geblieben.

Es bleibt zu hoffen, dass der Angeklagte sich nicht wie üblich auf seine Nichtbeteiligung und Abwesenheit zurückziehen wird: Gerade angesichts der vielen Formen des Mordes, des Hungers und der Grausamkeiten in Stutthof, die an jedem Flecken des Lagers alltäglich waren, ist es absolut unvorstellbar, dass jemand, der zwei Jahre in diesem Grauen Dienst getan hat, nichts vom verbrecherischen Charakter dieses deutschen Konzentrationslagers mitbekommen hat.

Für die Überlebenden in aller Welt ist dieser Prozess aber auch ein Anlass, erneut ihren Blick auf Deutschland zu richten und ihrer ermordeten jüdischen und polnischen Freunde, sowie aller anderen Häftlinge zu gedenken. Gerade in einer Welt, in der erneut jüdische Menschen getötet werden und der Hass aus vielen Ritzen springt, vermag hoffentlich der Blick nach Stutthof uns daran zu erinnern, wo Deutsche und alle Menschen nie wieder hingeraten sollten."