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21.12.2020

2021 wird erstmals der Simon-Wiesenthal-Preis verliehen: Rückblick und Ausblick des österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus

 
 
Signet Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus

 

 

 

Hannah M. Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, zieht eine Bilanz des Jahres 2020 und blickt voraus in das kommende Jahr.

25 Jahre Nationalfonds

2020 brachte für den Nationalfonds ein besonderes Jubiläum mit Hindernissen. Der geplante Festakt im Parlament konnte wegen Covid19 leider nicht stattfinden, dafür waren jedoch im Oktober zwei Veranstaltungen möglich: In Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum Paris konnte in der Maison Heinrich Heine die Ausstellung „De l’oubli au souvenir: 25 ans de Fonds national de la République d’Autriche“ eröffnet werden, die die vielen Facetten unserer Arbeit abbildet. Diese Ausstellung steht auf der Website der Auslandskultur in einer Online-Version auf Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung. Und im Wiener Theater Nestroyhof Hamakom haben wir mit berührenden Lesungen aus den Lebensgeschichten das Hörbuch „Erinnerungen“ präsentiert.

Im November schließlich, nur zwei Tage nach dem schrecklichen Terroranschlag in Wien, habe ich im Stadttempel eine Gedenkrede zum Novemberpogrom aufgezeichnet, als Grußbotschaft für die Gedenkfeier in der Londoner Belsize Square Synagogue.




Betreuung der Überlebenden

Die Betreuung der Überlebenden ist bis heute eine unserer zentralen Aufgaben.
Die weltweite Pandemie belastet ihre Lebenssituation schwer – der Bedarf an zusätzlichen Auszahlungen zur Unterstützung für Pflege und Betreuung hat sich 2020 im Vergleich zu den Vorjahren verdreifacht. Zusätzlich zur materiellen Unterstützung ist die mentale Begleitung besonders wichtig. Vergessen wir nicht: Für viele Holocaust-Überlebende bedeutet ein Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen und Isolation eine besondere psychische Herausforderung, mit der wir sie nicht allein lassen dürfen. Hier gebührt großer Dank den Betreuungsorganisationen in Österreich und weltweit, die heuer besonders gefordert waren.


Projektförderungen

Jährlich stehen dem Nationalfonds 1,5 Millionen Euro für Projektförderungen zur Verfügung. Trotz Pandemie konnten die meisten geförderten Projekte durchgeführt werden; manche virtuell, manche mussten auch verschoben werden. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf sozial-medizinischen Programme, die wir heuer mit insgesamt Euro 500.000,-- unterstützen konnten.


Unterstützung beim Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft durch Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen

Nach einer Novelle des Staatsbürgerschaftsgesetzes unterstützt der Nationalfonds als Sachverständiger im Verfahren zum Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft.
Unsere HistorikerInnen führen vertiefende Recherchen und Beurteilungen für die zuständigen Behörden – die Wiener Magistratsabteilung 35 und Ämter der Landesregierungen – durch. Zudem konnten wir zahlreiche InteressentInnen bei Fragen, betreffend das Verfahren, beraten.


Vermittlung

Im November 2020 stand der Nationalfonds auf der Buchmesse „Interpädagogica“ LehrerInnen in Hinblick auf Buchreihe und Hörbuch „Erinnerungen“ online zur Verfügung.

Um die Arbeit mit der Buchreihe speziell für SchülerInnen zu begleiten, haben wir heuer das Booklet „Geschichte persönlich vermittelt“ herausgegeben.

Die Neugestaltung der österreichischen Ausstellung in Auschwitz war auch 2020 eines unserer zentralen Projekte: Die Sanierung des Gebäudes Block 17 schreitet voran, bis Ende des Jahres sollten die baulichen und konservatorischen Arbeiten abgeschlossen sein. Nach Einbringung der Ausstellungexponate und -medien freuen wir uns auf eine feierliche Eröffnung im Frühjahr 2021. Dazu erscheint Band 6 der Buchreihe „Erinnerungen“ zum Schwerpunkt Auschwitz.

Auch die Shoah-Namensmauern im Wiener Ostarrichi-Park sollen im kommenden Jahr vollendet werden – die eingravierten Namen werden an die über 64.000 im Holocaust ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich erinnern, ebenso wird aller anderen vom NS-Regime Verfolgten gedacht. Dass dieses von Kurt Tutter initiierte Projekt nun endlich umgesetzt werden kann, freut mich besonders. Auch dazu wird es begleitend ein Buch sowie eine Website geben.


Jüdische Friedhöfe

Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich begleitet derzeit den Abschluss der Instandsetzungen auf drei jüdischen Friedhöfen – Baden, Klosterneuburg und Graz, die anschließend an die Standortgemeinden zur weiteren Pflege übergeben werden.

In enger Zusammenarbeit mit der IKG Wien wird zudem die Restaurierung der großen jüdischen Friedhöfe in Währing und am Zentralfriedhof weiter vorangetrieben.
Anlässlich 10 Jahre Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich bringen wir 2021 einen Bildband mit Fachartikeln heraus, ergänzt durch einen Pocket Guide zu den jüdischen Friedhöfen in Österreich.


Allgemeiner Entschädigungsfonds

Im März 2020 erschien der Schlussbericht des Antragskomitees, der im Jänner 2021 virtuell präsentiert wird. Ende August 2020 war mit Ablauf der Frist für Wiederaufnahmeanträge auch die Aufgabe der Schiedsinstanz für Naturalrestitution formal abgeschlossen.


Und das neue Jahr bringt weitere Jubiläen:

In den Jänner fällt der 20. Jahrestag des Washingtoner Abkommens – Grundlage für den Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus und für den Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich. Passend dazu werden dann die Schlussberichte von Antragskomitee und Schiedsinstanz des Allgemeinen Entschädigungsfonds in Buchform präsentiert werden. 


2021 wird der Nationalfonds erstmals den Simon-Wiesenthal-Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust vergeben.