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24.11.2014

Auszubildende treffen Bundesjustizminister Heiko Maas: „Eine beeindruckende Geschichtsstunde“

 
 
Bundesjustizminister Maas mit den Auszubildenden von Volkswagen © BMJV

Bundesjustizminister Maas mit den Auszubildenden von Volkswagen © BMJV

 

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Auf Einladung von Bundesjustizminister Heiko Maas waren jetzt 24 Auszubildende der Volkswagen AG aus Wolfsburg, Braunschweig und Salzgitter nach Berlin gereist, um die Aufgaben des Ministeriums kennenzulernen. Im Mittelpunkt des Interesses der Azubis, die alle im Jahr 2014 an den Gedenkstättenprojekten mit dem Internationalen Auschwitz Komitee teilgenommen hatten, stand die Initiative des Ministeriums die eigene Verstrickung in die NS-Geschichte transparent und unabhängig aufarbeiten zu lassen.

Im Gespräch mit den Auszubildenden stellte Minister Maas die "Rosenburg-Kommission" vor, die ihren Namen nach dem ehemaligen Dienstsitz des Justizministeriums in der Bonner Rosenburg erhalten hat. Der Minister erklärte: "Auch im Bundesministerium der Justiz gab es nach 1945 Mitarbeiter, die zuvor das NS-Regime mitgetragen oder geduldet hatten – und in der Anfangszeit der jungen Bundesrepublik als Juristen dann an ihre Schreibtische zurückkehrten, um sich stillschweigend in das neue System einzureihen. Wir stellen uns dieser Vergangenheit und wollen sie aufarbeiten. Deshalb untersucht die unabhängige, wissenschaftliche "Rosenburg-Kommission" inwieweit in das NS-Regime verstrickte Mitarbeiter später Einfluss auf die Arbeit des Bundesministeriums der Justiz hatten."

Auf Nachfragen der Auszubildenden schilderten dann die am Projekt beteiligten Wissenschaftler Prof. Safferling und Apostolow die Fälle verschiedener Juristen, die als Repräsentanten des Justizministeriums an der berüchtigten Wannsee-Konferenz und ihren Folgekonferenzen mit der Ausarbeitung der Gesetze und Verordnungen beteiligt waren, die zur Ausgrenzung und Ermordung zahlloser jüdischer Familien in Auschwitz führten.

"Vieles von dem, was berichtet wurde, erinnert an unsere Zeit in Auschwitz, Namen tauchen auf, die wir dort gehört haben. Heute wird noch einmal deutlich, wie sehr auch Menschen, die sich zur geistigen und politischen Elite zählten, ohne jeden Selbstzweifel und ohne Skrupel an der Mordmaschinerie beteiligt waren", betonte Meryem Gül-Aday, Auszubildende zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik in Braunschweig, nach den Ausführungen des Ministers.

Viele Fragen der Azubis schlossen sich an und ihr Interesse reichte weit: Die immer noch akute Ausgrenzung von Migranten, Fußball-Hooligans, Neonazis und Antisemitismus – welche Antworten hat die Politik und was erhofft sie von den Bürgerinnen und Bürgern?

Der Minister war beeindruckt von den kenntnisreichen Fragen und dem Engagement der Azubis: "Es freut mich besonders, Euch heute zu treffen. Damit sich die schreckliche Geschichte unseres Landes nie wiederholt, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, Wissen und Sensibilität von Generation zu Generation weiterzugeben."

Zum Abschluss der Begegnung stellten Ines Doberanzke von der Volkswagen Group Academy und Christoph Heubner für das Internationale Auschwitz Komitee die gemeinsamen Aktivitäten in der Gedenkstättenarbeit und deren Kontinuität bei Volkswagen vor. In Wolfsburg fügte Gunnar Kilian, Generalsekretär des Gesamtbetriebsrates, der die Begegnung vermittelt hatte, fest: "Das war eine Ergänzung der Eindrücke der Auszubildenden, die sie in Auschwitz gewonnen haben. Wir müssen verstehen, warum und wie schnell man seine menschliche Orientierung verlieren kann, um uns und unsere Gesellschaft zu schützen. Diese Aufgabe hat für uns bei Volkswagen auch durch die Gedenkstättenarbeit einen hohen Rang."

Und Justus Reber, Auszubildender zum Werkzeugmechaniker in Wolfsburg, fasste es kurz zusammen: "Eine beeindruckende Geschichtsstunde. Der Minister und seine Mitarbeiter haben sich viel Zeit für uns genommen."