Weltweit gedenken in diesen Tagen Überlebende des Holocaust des 75. Jahrestages des Beginns der Nürnberger Prozesse am 20. November 1945.
In Warschau betonte der Auschwitz-Überlebende Marian Turski:
"Wir waren in diesen Monaten unmittelbar nach dem Krieg und unserer Befreiung sehr glücklich, weil die Welt sich einig war, die Grausamkeiten der Nazis zu verdammen und die Mörder unserer Familien vor Gericht zu bringen. In diesem gemeinsamen Geist wurden die Nürnberger Prozesse vorbereitet und begonnen. Nur wenig später brach die Welt auseinander und Europa wurde geteilt. Die Nürnberger Prozesse waren der Anfang, aber sie fanden in Deutschland keine Fortsetzung. Was geschah mit der großen Mehrzahl der Täter? Eichmanns Schicksal war fast einzigartig. Die große Anzahl seiner Mittäter lebte nach dem Krieg erfolgreich und wohlhabend in der Mitte der deutschen Gesellschaft. Ihnen wurden keine Nürnberger Prozesse gemacht. In mir steckt viel Bitterkeit, wenn ich an den 75. Jahrestag des Beginns der Nürnberger Prozesse denke.“
Und in New York fügte der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees und Auschwitz-Überlebende Roman Kent hinzu:
"Wir hatten wirklich gehofft, dass nach den Nürnberger Prozessen die Welt nicht aufgeben würde, diejenigen zu orten und vor Gericht zu stellen, an deren Händen das Blut unschuldiger Menschen klebte. Aber das ist in viel zu wenigen Fällen und viel zu spät geschehen.“
In Berlin betonte Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees:
"Viele Menschen in Deutschland haben schon damals die Nürnberger Prozesse als 'Siegerjustiz' denunziert und damit die Realität der eigenen Mitverantwortung für die Verbrechen des Dritten Reiches von sich weggeschoben. Heute wissen wir, dass die Nürnberger Prozesse ein entscheidendes Signal dafür bleiben, dass die Täter von Völkermord überall auf der Welt zur Verantwortung gezogen werden müssen. Sie waren aber auch ein Signal dafür, dass Recht und Gesetz nach Deutschland zurückgekehrt waren."