Mit Unverständnis und wachsender Empörung verfolgen Überlebende des Holocaust im Internationalen Auschwitz Komitee die Untätigkeit des Frankfurter Landgerichtes in Sachen des dort anhängigen Prozesses gegen einen über 90-jährigen ehemaligen SS-Angehörigen im Lager Majdanek, der wegen seiner Mitwirkung bei der sogenannten "Aktion Erntefest" vor Gericht stehen soll.
Im Rahmen der "Aktion Erntefest" wurden an einem Tag, dem 3. November 1943, mehr als 43 000 jüdische Menschen von der SS und dem Reserve-Polizei-Bataillon 101 ermordet. Schon angesichts des Alters des Angeklagten und des Alters der Überlebenden des Holocaust ist der Vorgang für sie völlig inakzeptabel, zumal die Staatsanwaltschaft bereits am 20.10.2017 Anklage erhoben hat.
Hierzu betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Jenseits jeder Transparenz hat das Landgericht über ein Jahr verstreichen lassen, ohne sich zum weiteren Verfahren öffentlich zu äußern. Für Überlebende des Holocaust ist der Begriff ‚Aktion Erntefest‘ bis heute einer der zynischsten und widerwärtigsten Begriffe, mit dem die Ermordung jüdischer Menschen zu Zeiten des Nationalsozialismus in deutscher Sprache beschrieben worden ist. Gerade deshalb empfinden sie die Haltung des Frankfurter Landgerichts sowohl der Öffentlichkeit als auch ihnen gegenüber als ignorant und arrogant. Nach den positiven Erfahrungen der letzten Jahre bei den NS-Prozessen in Lüneburg und in Detmold reiht sich die Untätigkeit des Frankfurter Landgerichts für die Überlebenden in eine lange Liste bitterer Negativerfahrungen mit der deutschen Justiz ein."