Aus Anlass des Gedenkens an die Pogrome des 9. November 1938 warnen die Überlebenden im Internationalen Auschwitz Komitee eindringlich vor dem Erstarken rechtsextremistischer Bewegungen in Europa.
„Das Gedenken in historischen Zusammenhängen reicht nicht aus“, betont Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. „Zum Blick in die Vergangenheit gehören auch der Blick ins Heute und der Blick in die Zukunft. Sonst erstarrt Gedenken in sinnlosen Ritualen. Wer gedenkt, muss auch den eigenen Alltag in den Blick nehmen wollen. Antisemitismus, Hetze gegen Sinti und Roma, Ablehnung und Aggressivität gegenüber Flüchtlingen gehören mittlerweile in Europa vielerorts zum gesellschaftlichen Alltag und rufen bei den Bürgern oft kaum mehr als ein Kopfschütteln hervor.
Wenn es Rechtsextremen zunehmend gelingt, die Mitte der Gesellschaft in ihrer Angst vor Flüchtlingen und Fremden zu Demonstrationen des Hasses abzuholen, dann muss die Frage nach dem Verbot von Organisationen – wie beispielsweise der NPD in Deutschland – erneut und dringend gestellt werden. Es drängt sich die schlimme Befürchtung auf, dass in einigen Regionen Europas Neonazis immer mehr in die gesellschaftliche Mitte hineinsickern und nicht entschieden genug bekämpft werden.
Auch deswegen ist es an der Zeit, die Werte Europas, die nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem Entsetzen von Auschwitz von vielen geteilt wurden, neu zu beleben. Demokratie und Toleranz brauchen engagierte Bürger, die sie verteidigen.“