Brief an Papst Franziskus
Eure Heiligkeit, verehrter Bruder!
Im Januar 2015 – kurz vor dem 70. Jahrestag unserer Befreiung und der Befreiung von Auschwitz – hatten wir die Ehre mit Ihnen anlässlich einer Generalaudienz in Rom zusammentreffen zu dürfen.
Sie begrüßten uns, Auschwitz-Überlebende aus Polen, Frankreich, Tschechien und Deutschland, mit großer Herzlichkeit. Und wir übergaben Ihnen in tiefer Anerkennung Ihres Wirkens die Statue des "B"s aus der infamen Aufschrift "ARBEIT MACHT FREI", die Häftlinge damals in unserer Leidenszeit bewusst auf den Kopf gestellt hatten – als Zeichen ihrer Menschlichkeit und ihres stummen Protestes.
Wir haben, Eure Heiligkeit, Ihr Interesse an unserem Schicksal und dem unserer Familien tief empfunden. Uns und den Jugendlichen, die uns begleitet haben, ist diese Begegnung unvergesslich und eine tiefe Motivation für unsere Arbeit: Der Welt zu erzählen, was in Auschwitz geschah, warum es geschah und warum es wieder geschehen kann – wenn wir nicht Menschen reinen Herzens sind, die die Rechte aller Menschen im Herzen tragen, sie schützen und verteidigen.
Im Juli 2016 werden Sie, Heiliger Vater, zum Weltjugendtag in Krakau sein.
Wir möchten Sie ausdrücklich ermutigen und einladen, bei dieser Gelegenheit gemeinsam mit jungen Menschen und uns, den Überlebenden, Auschwitz zu besuchen.
Wir bitten Sie, dort mit uns unserer ermordeten und verbrannten Familienangehörigen und der immer wieder durch Fremdenhass und Antisemitismus geschändeten Welt im Gebet zu gedenken: Kein Ort der Welt ruft mehr nach diesem Gebet, an keinem Ort der Welt ist er als Zeichen des Friedens und der Erinnerung lauter zu hören.
Es wäre uns eine große Ehre, wenn Sie – so wie Ihre Vorgänger – unsere Einladung annehmen würden: Bitte kommen Sie!
Mit Dank für Ihr Wirken und den Besten Wünschen für Sie und Ihr Amt
Roman Kent, New York
Präsident
Marian Turski, Warschau
Vizepräsident
Kazimierz Albin, Warschau
Vizepräsident
Christoph Heubner
Exekutiv Vizepräsident