Berlin/Auschwitz, 27. Januar 2025 – Anlässlich der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau erinnerte das Internationale Auschwitz Komitee an die millionenfachen Opfer des nationalsozialistischen Mordprogramms und mahnte zur Verantwortung für die Zukunft.
Die Stimmen der Überlebenden: Letzte Zeugen eines Menschheitsverbrechens
Die diesjährige Gedenkfeier stand im Zeichen der letzten Zeitzeugen. Mehr als 50 Überlebende von Auschwitz und anderen Lagern hatten sich noch einmal auf den Weg gemacht, um ihre Erinnerungen mit der Welt zu teilen. Ihre Worte waren kein bloßer Rückblick, sondern ein Auftrag an uns alle: Die Lehren aus dem Holocaust dürfen nicht im Lärm der heutigen Welt verloren gehen.
Gedenken an die Opfer: Die Worte Marian Turskis
Marian Turski, Holocaust-Überlebender, Historiker und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees betonte in seiner Rede die Verantwortung der Nachgeborenen, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Er mahnte, dass es nun an uns liege, ihre Geschichte weiterzutragen und sich aktiv gegen Hass, Diskriminierung und Antisemitismus einzusetzen.
Er forderte die Anwesenden auf, die Stille der Ermordeten nicht zu ignorieren, sondern sie mit aktiver Erinnerungskultur zu füllen. Zum Zeichen des Respekts bat er um eine Schweigeminute für die Millionen, deren Leben durch die Verbrechen von Auschwitz ausgelöscht wurden.
Link zur Rede von Mariam Turski
Ein weltweites Zeichen gegen Vergessen und Gleichgültigkeit
Die Anwesenheit von Delegationen aus 55 Ländern und hochrangigen Politikern aus Deutschland, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz, zeigte die anhaltende Verpflichtung zur Erinnerung. Bundeskanzler Scholz rief dazu auf, die Erinnerung an die in Auschwitz ermordeten Menschen wachzuhalten. "Mehr als eine Million Menschen mit Träumen und Hoffnungen wurden ermordet in Vernichtungslagern, ermordet von Deutschen", erklärte Scholz. "Wir dulden kein Vergessen, nicht heute und nicht morgen."
Scholz mahnte an, sich besonders um eine Erinnerungskultur für die jüngere Generation zu bemühen. "Es muss uns bedrücken, wie viele junge Menschen in Deutschland kaum noch etwas über den Holocaust wissen", sagte der SPD-Politiker. Dies sei "eine Mahnung und ein Auftrag an uns alle, daran etwas zu ändern". Er forderte verstärkte Bildungsarbeit und den aktiven Kampf gegen jede Form von Hass und Hetze.
Ein Auftrag an die Gegenwart: Erinnerung als Schutzwall gegen den Hass
Der Gedenkstättenleiter von Auschwitz, Piotr Cywinski, wies auf die wachsende Bedrohung durch Populismus und die Erosion historischer Wahrheiten hin. "Ihre Erfahrung ist ein Licht in Zeiten von Unsicherheit und Desinformation", sagte Cywinski über die Überlebenden. Das Internationale Auschwitz Komitee unterstützte diesen Appell und warnte davor, dass in einer Welt zunehmender Radikalisierung die historische Verantwortung nicht zur Randnotiz werden dürfe.
Hüter der Erinnerung – Mahnung an die Zukunft
Die polnische Regierung bekräftigte ihre Rolle als "Hüter der Erinnerung". Polens Präsident Andrzej Duda erinnerte an die tragische Geschichte seines Landes: "Wir Polen, auf deren damals von Nazi-Deutschland besetztem Boden diese Vernichtungsmaschinerie errichtet wurde, tragen heute eine besondere Verantwortung für die Bewahrung der Erinnerung."
Ein Vermächtnis für die Welt
Auschwitz ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern eine Mahnung für die Welt: Hass, Antisemitismus und menschenverachtende Ideologien entstehen nicht aus dem Nichts. Sie wachsen dort, wo Gleichgültigkeit und Verdrängung Raum lassen. Das Vermächtnis von Auschwitz fordert uns alle.