Zofia Posmysz / Quelle: Wikimedia
Zur Wahl des AfD-Vertreters Reinhard Etzrodt zum Vorsitzenden der Geraer Stadtrates betonte während eines Aufenthaltes in der Gedenkstätte Auschwitz Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Erst vor wenigen Monaten lenkte sich der Blick vieler Überlebender des Holocaust voller emotionaler Anteilnahme nach Gera, als das dortige Theater in einer künstlerischen Glanzleistung mit der Inszenierung der Auschwitz-Oper ‚Die Passagierin‘ von Miecczyslaw Weinberg ihre Empathie mit den Opfern und den Überlebenden zum Ausdruck brachte. Die Oper basiert auf einer Erzählung der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz, die ihre deutsche Hauptfigur Lisa, die frühere Aufseherin in Auschwitz, mit den Worten zitiert: "Ich war eine ehrliche Deutsche. Ich bin stolz, denn ich habe meine Pflicht getan."
Jetzt besteht wohl der aktuelle Anlass, den Aufführungszyklus, der unter dem Titel "Wider das Vergessen" stand, mit einem neuen Kapitel fortzuschreiben, denn die Wahl des AfD-Repräsentanten Reinhard Etzrodt zum neuen Vorsitzenden des Geraer Stadtrates muss Überlebenden von Auschwitz wie Hohn in den Ohren klingen.
Es ist ein Zusammenbruch an Glaubwürdigkeit und eine Destabilisierung der Demokratie, wenn in der bedeutenden Stadt Gera Stadtverordnete einen Vertreter der AfD zu ihrem obersten Repräsentanten und zu einem der wichtigsten Repräsentanten der Stadt wählen. Für die Menschen in Gera und für Geras Wirkung nach außen ist dies ein verheerendes Signal, zumal der Gewählte die thüringische Höcke-AfD in ihrem ganzen antidemokratischen und braunen Kontext mit sich bringt.
Für Überlebende des Holocaust ist es schlichtweg unvorstellbar, wie würdelos und geschichtsvergessen sich Repräsentanten demokratischer Parteien an solchen Unternehmungen beteiligen können."