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9. November 2016: Gedenken voller Sorge - Überlebende des Holocaust entsetzt von altem und neuem Hass

Die vielfältigen Bedeutungszusammenhänge des 9. November in der deutschen Geschichte spiegeln in ihrer Gesamtheit auch die historische Zerrissenheit und Mitverantwortung Europas wieder. Für Überlebende des Holocaust ist der 9. November deshalb sowohl ein deutscher als auch ein europäischer Gedenktag, der gerade in diesen Tagen neben dem Gedenken an die Schrecken des 9. November 1938 auch die aktuelle Krise Europas ins Licht zieht.

Überlebende des Holocausts im Internationalen Auschwitz Komitee beobachten mit Bestürzung und großer Sorge, wie penetrant populistisch sich das öffentliche Klima nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern zum Hass hin vergiftet hat. Dass dieser Hass, der ihnen aus ihrer persönlichen Lebensgeschichte her entsetzlich nahe ist, noch einmal zu ihren Lebzeiten nach Europa greift, ist für sie tragisch und erfüllt sie mit großer Trauer.

Hierzu betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

"Die Überlebenden der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager beobachten die aktuelle Entwicklung in Deutschland und in Europa mit großer Aufmerksamkeit. Die Erkenntnis, dass Rechtsextreme und Gegner der Demokratie in viele Bereiche der Gesellschaft darunter sogar die Polizei eingesickert sind, ist für sie absolut alarmierend. Sie sind deshalb dankbar, dass sich mittlerweile in Deutschland Staat, Kirchen und Gesellschaft gegenüber Provokationen von rechts als zunehmend sensibel, wehrhaft und konsequent erweisen.

Zu lange hat die Mehrheit der Gesellschaft die von Populisten und Rechtsextremen gezielt und lautstark betriebene Umgestaltung des öffentlichen Raumes hin zu Hass, Verunglimpfung und Bedrohung verschlafen und beschwiegen. Wer an diesem 9. November den antisemitischen Hass von gestern beklagt, aber zum Hass gegen Flüchtlinge und dem Antisemitismus von heute schweigt, hat die Botschaft derjenigen, die den 9.November 1938 und danach die Vernichtungslager der deutschen Nazis überlebt haben, nicht verstanden. Die Überlebenden als Seismographen des Hasses formulieren diese Botschaft bis heute: Bedenkt das Ende und wehret den Anfängen."