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20.02.2023

Fernsehserie über eine Familie im Holocaust bewegt Millionen Griechen

 
 
Die erfolgreiche historische Dramaserie des griechischen Senders ERT, „Das Feuerarmband", erinnert an das Schicksal der Juden von Thessaloniki". Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Béatrice Saias-Magrizou. Bild: ERT, Collage: KGS/IAK Berlin

Die erfolgreiche historische Dramaserie des griechischen Senders ERT, „Das Feuerarmband", erinnert an das Schicksal der Juden von Thessaloniki". Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Béatrice Saias-Magrizou. Bild: ERT, Collage: KGS/IAK Berlin

 

 

 

„Das Feuerarmband“ erzählt die schockierende Geschichte über jüdische Menschen, wie sie in Griechenland noch nie erzählt wurde.

"Vater, weine nicht. Vater, versuch zu vergessen..."

"Vergessen tut mehr weh als Erinnern, mein Kind"

"Vater, ich werde nie vergessen..."

Dieses Versprechen gab die griechische Autorin Beatrice Saias-Magrizou ihrem Vater Joseph, als er ihr in allen Einzelheiten sein Leben erzählte. Die Hölle, die er als Gefangener in den Lagern des Dritten Reiches und auch als wehrloses Kind in den Händen des berüchtigten Arztes Josef Mengele erlebte, beschreibt sie in einem Roman.

Das Buch erschien 2006, bisher nur auf Griechisch. Jetzt wurde es als Serie unter dem Titel „Das Feuerarmband“ für das Fernsehen verfilmt. Die Serie ist einer der größten griechischen TV-Erfolge. Sechs von zehn Griechen haben mindestens eine Folge bisher gesehen. 

Bemerkenswert in einem Land, in dem der Holocaust immer noch ein Tabu-Thema und Antisemitismus weit verbreitet ist.

In „Das Feuerarmband“ erzählt Beatriki Saias-Magrizou von der dramatische Reise einer jüdischen Familie in den dunklen Momenten des 20. Jahrhunderts. Sie verbindet in ihrem Roman wahre Ereignisse mit Fiktion. Damit schafft sie eine schockierende Geschichte über diejenigen, die durch die Flammen gingen und es schafften, lebend herauszukommen und neu zu beginnen.

„Mein Vater erzählte mir seine Geschichte unter großen Schmerzen und Tränen. In den ersten Jahren hat er nicht gesprochen.“ Der Vater baute wieder eine Familie auf, ohne zu erzählen, was er erlebt hatte. Die einzige Spur war die Nummer 116257 auf seinem Arm. „Irgendwann rief er mich an und sagte: Jetzt komm und lass mich dir erzählen, damit du die Geschichte schreiben kannst. Dann hat er mir alles zum ersten Mal erzählt. Ich habe ihm zugehört, mit festem Magen, mit fester Kehle. Wir haben geweint, wir haben uns umarmt, aber er hat mir alles erzählt und ich habe ihm versprochen, dass ich es aufschreiben werde. Ein paar Tage später starb mein Vater, und ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich es ihm versprochen hatte.“

Beatriki Saias-Magrizou wünscht sich, „dass die Menschen durch das Buch, durch die Serie, eine Reise zu den Wahrheiten und Erinnerungen unternehmen, die wir haben müssen.“

Der Vater von Beatrice Saia-Magrizou war erst 16 Jahre alt, als er mit seiner Familie, einer Familie sephardischer Juden aus Thessaloniki, in die Konzentrationslager des Dritten Reiches verschleppt wurde. „Er war ein Versuchskaninchen in den Händen von Mengele, der ihn den Blinddarm ohne Betäubung operierte. Der Junge erlebte, wie andere, schwierigere Operationen durchgeführt wurden, sogar an Kindern. Sie sahen sich gegenseitig sterben... Mein Vater hielt durch und kehrte zweieinhalb Jahre später in ein von Freunden und Verwandten verlassenes Thessaloniki zurück. Er hielt durch und gründete eine Familie, trug aber immer die Last der Erinnerung und litt an einer sehr zerbrechlichen Gesundheit.“

Es ist das erste Mal, dass das Leiden der jüdischen Familien von Thessaloniki und ganz Griechenlands in einer Fernsehserie auf filmische Art festgehalten wird.

„Es gab bereits Dokumentar- oder Spielfilme über die jüdische Gemeinschaft in Griechenland, aber keine Serie. Das ist jetzt geschehen und das Publikum hat reagiert: Die Serie ist ein Riesenerfolg!“ sagt Kelli Alchanati, Direktorin für Fiktion bei ERT, dem öffentlich-rechtlichen griechischen Fernsehkonzern.

Die Präsidentin der griechisch-israelischen Freundschaftsgesellschaft Gianna Panagopoulou erinnerte bei der Premiere vom „Feuerarmband“ auf die Pflicht zur Erinnerung und die Pflicht zur Stärkung des historischen Bewusstseins der jüngeren Generationen. „Das Wissen über den Holocaust unserer jüdischen Landsleute sowie über ihre jahrhundertelange Präsenz im griechischen Raum muss an die Bildung und Kultur der heutigen Griechen weitergegeben werden.“

„Mir ist es lieber, dass es diesen wichtigen Stimulus gibt, als ein Vakuum in der Behandlung“, betont Alexandros Sakellariou, Dozent für Soziologie an der Offenen Universität Griechenlands. Denn alle wissen, dass sich der Antisemitismus in dem Land hartnäckig hält. Im Jahr 2019 zeigte eine von der Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlichte Studie, dass 69 Prozent der Griechen antisemitische Einstellungen haben. Darüber hinaus saßen 2012 und 2015 Abgeordnete der neonazistischen Goldenen Morgenröte im griechischen Parlament. Heute befinden sich in der Regierung drei Minister, die antisemitische Äußerungen gemacht haben. Schlimmer noch: "Die von uns durchgeführten Umfragen belegen, dass viele junge Griechen nichts über den Holocaust wissen. Ein ganzer Teil der Geschichte wird in der Schule nicht gelehrt", stellt der Forscher fest. In Griechenland taucht die Hoffnung auf, dass die Fernsehserie „Das Feuerarmband“  Bewusstseinsbildung erleichtert.

Quellen: 

Fabien Perrier

https://hellas.postsen.com/trends/246003/The-Bracelet-of-Fire-the-new-drama-series-which-brings-the-story-of-the-Jews-of-Thessaloniki-to-the-small-screen.html

https://ukdaily.news/in-greece-a-series-finally-evokes-the-fate-of-the-jews-of-thessaloniki-313355.html