Anläßlich des 80. Gedenktages der endgültigen Liquidation des Krakauer Ghettos am 13. März 1943 und der Deportation der letzten verbliebenen jüdischen Insassen in die Konzentrationslager Plaszow und Auschwitzhat sich das Präsidium des Internationalen Auschwitz Komitees zu einer Sitzung in Krakau versammelt.
Vom März 1941 bis zum März 1943 bestand das Krakauer Ghetto im Stadtteil Podgorze. In einem Gebiet, in dem vorher 3000 Menschen gelebt hatten, waren nun 15 000 jüdische Menschen unter schwierigsten Lebensbedingungen zusammengepfercht. Die Eingänge zum Ghetto waren streng bewacht und in der Zeit seines Bestehens kam es immer wieder zu Deportationen in die Konzentrations-und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Belzec. Zu den damaligen Insassinnen und Insassen des Ghettos gehörten neben der jüdischen Kostümbildnerin Roma Ligocki, die heute in München lebt und ihre Erinnerungen an die Zeit im Ghetto in zahlreichen Büchern niedergelegt hat, auch ihr Cousin Roman Liebling, der später als der Filmregisseur Roman Polanski weltbekannt wurde. Dem noch 9-jährigen gelang es, am frühen Morgen des 13. März 1943 aus dem Ghetto zu fliehen und Verstecke bei nicht-jüdischen Familien in Krakau zu finden. Roman Polanski überlebte den Holocaust. Seine Mutter wurde in Auschwitz ermordet.
Schon im Sommer 1942 war im Krakauer Ghetto die Stimme eines der größten Dichter des jüdischen Volkes verstummt: Mordechai Gebirtig wurde im Alter von 65 Jahren auf einer der Ghetto-Straßen von einem deutschen Soldaten im Rahmen einer Aussiedlungsaktion liquidiert. Sein Gedicht "Es brennt, Brüder, es brennt" zählt bis heute zu den eindringlichsten Zeugnissen aus dieser Welt der Verfolgung und des Widerstandes. Anläßlich des heutigen Gedenktages, zu dem Überlebende und ihre Nachkommen aus Polen, Israel, Belgien, Österreich, Tschechien und Deutschland in Krakau zusammengekommen sind, betonte Marian Turski, Auschwitz Überlebender und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
"Wenn wir heute gemeinsam mit vielen Krakauer Bürgerinnen und Bürgern den Gedenkweg vom Ghetto zum damaligen Konzentrationslager Plaszow gehen, dann gehen wir diesen Weg auch für all die Menschen, die heute vor unserer Haustür wieder unter Krieg, Hass, Antisemitismus und Gleichgültigkeit leiden müssen. In all den Jahren seit unserer Befreiung haben die Worte unseres ermordeten Dichters Mordechai Gebirtig nie lauter in unseren Ohren geklungen: Es brennt, Brüder, es brennt!
Wir hoffen gerade an diesem Tag, dass die Welt seinen Ruf gegen die Gleichgültigkeit und seine Stimme hört!"